Ties Rabe wird zu diesem und anderen schulpolitischen Themen
meist eher wohlwollend interviewt, z.B. Welt online 6.11.2012“Der Fahrplan zum
neuen Hamburger Abitur“. Das überrascht nicht, denn er zählt zur
journalistischen Zunft. Aber es ist für Nicht-Insider auch kaum mehr möglich, das bildungspolitische Spiel so zu durchschauen und zu beherrschen, dass eine
massive Kritik möglich wäre.
1.Bemerkung: Als KMK-Vorsitzender sollte man schon, wenn man das Amt Ernst nimmt, einen Reformvorstoß unternehmen. Zentralisierung des Abiturs, und sei der Schritt noch so bescheiden, ist dafür geeignet, weil sie Leistungsorientierung und Vereinheitlichung angesichts der föderalisitischen Unübersichtlichkeit signalisiert.
2.Bemerkung: Ties Rabe hat mit seinem Vorstoß in der KMK, dem
weitere fünf Bundesländer gefolgt sind, optimal zur Verwirrung beigetragen.
Damit immunisiert er sich ein Stück mehr gegen Kritik, denn Bürger und Medien können
das hanseatische Abitur noch weniger als schon vorher durchschauen.
Übrigens ist
weniger die Vorgabe von partiell einheitlichen Abiturthemen entscheidend,
sondern die Bewertung durch die Kurslehrer, deren Spielraum trotz aller
Lernzielebenen etc. erheblich bleiben wird.
3.Bemerkung: Ties Rabe hat Hamburg und sich selbst als
Reform-Vorreiter für eine
Vereinheitlichung des Abiturs profiliert. Was denkt der wohlmeinende
Betrachter? „Ein wahrer Reformer
dieser Senator“ und „dann müssen die Hamburger doch eher gut sein“, wenn
sie sich die Vereinheitlichung erlauben können.
Aber: Hamburg
liegt bei fast allen empirischen Untersuchungen im letzten Drittel.
4.Bemerkung: Rabes Vorstoß ist ein gelungenes Beispiel für
symbolische Politik, denn diese Reform betrifft nur etwa 15-20 Prozent der
gesamten Abiturnote, da die Note im wesentlichen bestimmt wird durch die Summe
aller Kursnoten in der Oberstufe. Die Notengebung dort zu evaluieren und
vergleichbar zu machen, etwa gar zwischen Stadtteilschulen und leistungsorientierten Gymnasien, daran
würde sich der Schulsenator glatt verheben. Dies geht übrigens wohl auch angesichts der Profiloberstufen methodisch und mit vertretbarem
Aufwand gar nicht.
5.Bemerkung: Mit begleitenden Maßnahmen Reformen in Richtung Zentralisierung des Abiturs zu entschärfen, ist taktisch clever.
Vor kurzem hat der Senator zur Freude der in den Oberstufen
tätigen Lehrer das Korreferat im Abitur faktisch abgeschafft. Eine
zeitraubende, unangenehme Aufgabe, die im Arbeitszeitmodell des v.Beust-Senats
nicht berücksichtigt wurde. Aber: ein bescheidenes Korrektiv gegen zu gutes
Zensieren der eigenen Kursschüler ist damit weggefallen.
Wir sollten Verständnis für den Reformvorstoß des Senators haben, insbesondere weil man durchaus behaupten kann, er ginge in die richtige Richtung.
Versetzen wir uns in die Rolle des Schulsenators und seiner höheren Schulbürokratie: Positive Schlagzeilen, gerade auch für die Stadt, sind in der Bildungspolitik gar nicht so leicht zu bekommen , außerdem muss man im Politikbetrieb ständig etwas vorzeigen und die Negativmeldungen kommen von ganz allein..
Versetzen wir uns in die Rolle des Schulsenators und seiner höheren Schulbürokratie: Positive Schlagzeilen, gerade auch für die Stadt, sind in der Bildungspolitik gar nicht so leicht zu bekommen , außerdem muss man im Politikbetrieb ständig etwas vorzeigen und die Negativmeldungen kommen von ganz allein..