Mittwoch, 27. Januar 2010

Doppelter Kompromiss oder wie in Hamburg Schulpolitik gemacht wird



Weder GAL noch CDU hatten die sechsjährige Primarschule in ihren Wahlprogrammen, die GAL das neunjährige gemeinsame Lernen. Die CDU-Führung gab ihre langjährigen Prinzipien in der Schulpolitik zugunsten einer weiteren Machtoption zusammen mit der GAL auf. Heraus kam als Kompromiss die sechsjährige Primarschule.

Gegen diese Schulreform regte sich sehr spät auch Widerstand in der CDU.

Die ehemalige CDU-Position machte die Bürgerinitiative „Wir wollen lernen“ politisch wirksam, indem sie ein Volksbegehren initiierte und mit etwa 184 000 Stimmen überraschend erfolgreich abschloss.

Nun brannte im Senat „die Hütte“. Die Zeitungen des Springer-Verlags befürchteten das Scheitern Herrn v. Beusts, falls der anstehende Volksentscheid erfolgreich sein würde.

Der Bürgermeister kam auf die Idee, mit Herrn Otto einen angesehenen Repräsentanten des Hamburger Großbürgertums mit einer Moderation zu beauftragen. Aus meiner Sicht eher ein taktischer Vorschlag.

Herr Otto, bisher bildungspolitisch noch nicht hervorgetreten, hat nun aus dem CDU/GAL-Kompromiss und der Position der Volksinitiative Kompromissvorschläge entwickelt, die er inzwischen mit beiden Seiten verhandelt hat. Was soll das bloß für ein bildungspolitisches Gemuse geben, nur weil der Senat eine klare Entscheidung und die damit verbundenen Risiken vermeiden will. Wen werden die neuen Kompromissvorschläge belasten und benachteiligen?

Besser sind klare Entscheidungen oder besser noch die Einsicht , dass das Hamburger Schulsystem und die Schulbehörde mit dieser Reform überfordert sein könnten.

Dienstag, 26. Januar 2010

Ist Hamburgs Schulsystem reformfähig?(I)




In Hamburgs Schulsystem gab es in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von großen und kleinen Reformen, einige auch erfolgreich. Ein Teil diente der Profilierung in der KMK, ein Teil förderte den Stellenkegel, die Gesamtschulreform schuf immerhin auch einen großen Gesamtschulbereich, in dem viele Kinder zusätzlich zum Abitur gelangten, der aber auch mit seiner Konkurrenz zum dreigliedrigen Schulsystem für kontraproduktive Reibungsverluste sorgte. Viele Reformen hatten Nebenwirkungen, die nicht vorausgedacht worden waren. Dass in den Gesamtschulen und den Hauptschulen eine derartig hohe Quote Schüler keinen Abschluss erreichten, wurde von der Schulbehörde, den sogenannten Experten, den Schulleitern, den Lehrerverbänden und den Medien unter dem Deckel gehalten, wenn sie es denn wussten.

Eben so wenig wurde die nach wie vor mangelnde Durchlässigkeit des Hamburger Schulsystems öffentlich thematisiert.

Der bis heute schlechte Leistungsstand, von PISA-Untersuchungen nachhaltig belegt, von einigen Insidern durchaus frühzeitig so eingeschätzt, spricht gegen die Reformfähigkeit des Hamburger Schulsystems.

Da müssen Veit Ruppersberg , Peter-Ulrich Meyer, die ja keine schlechten Journalisten sind, u.a. die falschen Leute befragt oder nicht die richtigen Fragen gestellt haben.

Wenn heute die Herren de Lorent und Vieluf unter der Leitung von Frau Goetsch(GAL) eine Reform großen Stils vorhaben, moderat unterstützt von der GEW, während die ehemaligen Reformer in der Schulbehörde, auch GEW-nah wie Peter Daschner, aber inzwischen auch solche konservativen Zuschnitts, ausgeschieden sind oder nur noch die Hintergrundmusik spielen, dann sollte man größte Zweifel hegen, ob Schulen und Schulbehörde bei begrenzten Ressourcen hinreichende Erfolgsausssichten haben, die sechsjährige Primarschule einzuführen und damit gleichzeitig Leistung und Durchlässigkeit der Schulen zu fördern.

Eine positive „Evaluation“ wäre begleitend oder nach Abschluss sicher nicht das Problem.

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Ist Hamburgs Schulsystem reformfähig?(II) Das Beispiel: Geschichtslehrplan Klasse 10 der Gymnasien(1989)



Ein Beispiel aus den Gymnasien, das schon etwas zurückliegt, wird hier deshalb gewählt, weil sie insgesamt wohl zu den leistungsstärkeren, und inzwischen auch reformfähigen Bereichen des Hamburger Schulsystems gehören. Es waren schließlich die Gymnasien, die sich nicht wie Hauptschulen und Gesamtschulen in Hamburg der ersten PISA-Untersuchung mit Unterstützung der GEW durch Boykott entzogen haben. Die „Verweigerer“ wussten schon warum.

Bei einer Befragung der Gymnasien hatte sich ergeben, dass in 2/3 von ihnen der Geschichtsunterricht am Ende der Klasse 10 mit dem Jahr 1945 endete. Senator Grolle hat daraufhin die Reform des Lehrplans angeordnet und richtigerweise die Vorgabe gemacht, die Klasse 10 sei vollständig der Geschichte nach 1945 vorzubehalten.

1989 wurde der neue Lehrplan eingeführt, nachdem er in einer geradezu exemplarischen Anstrengung in und mit den Schulen vier Jahre lang intensiv diskutiert worden war.

Fünf Jahre nach der Einführung ergab eine Befragung der Gymnasien, dass in etwa der Hälfte der Schulen die Umsetzung gelungen sei.

Landesschulrat Peter Daschner und sein Oberschulrat für die Fächer Geschichte, Sozialkunde und Erdkunde Hans Endlich werden sich sicherlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemüht haben, die Umsetzung des Lehrplans zu erreichen. Der Erfolg war jedoch mäßig.

Dabei möchte man meinen, dass die Implementation eines Lehrplans ein noch überschaubares Reformvorhaben ist.

Zu erwähnen bleibt, dass ein großer Teil der Schulleiter der Gymnasien bei dieser Reformmaßnahme keinen guten Eindruck hinterlassen hat.