Sonntag, 12. Dezember 2010

Abschied von Peter Daschner: ein gescheiterter Hamburger Schulbeamter?


Peter Daschner wurde am 10.12.2010 vor vielen Gästen als Leiter des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung(LI) in den Ruhestand entlassen. In der Bucerius Law School waren viele Gäste versammelt, die wie er für die Fehlentwicklungen im Hamburger Schulwesen, in der Pädagogik u.a. verantwortlich sind:

den durch PISA offen gelegten skandalösen Platz auf den hinteren Rängen der Bundesländer

die Chancenungleichheit in Hamburger Schulen

die hohe Zahl der Schüler ohne Abschluss in Gesamtschule und Hauptschule

das Scheitern bei der Umsetzung von Reformpädagogik wegen mangelnder Berücksichtigung der Schulpraxis und ideologischer Enge

die verspätete empirische Wende in Hamburg

die partiell opportunistische Reformpolitik

die Reibungsverluste zweier paralleler Schulssysteme, Gesamtschule und dreigliedriges System,

Personalpolitik zu Gunsten von Freunden aus GEW-Vorstandszeiten

den ideologisch bedingt untauglichen Umgang mit fehlorientierten Schülern mit Migrationshintergrund in Problemstadtteilen

die langjährige Vertuschung der Lage an Hauptschulen und vielen Gesamtschulen

Das Hamburger Abendblatt stellt in einem Artikel in der Ausgabe vom 11./12.12.2010 mit den Worten der Ex-Schulsenatorin Götsch,GAL, als einzige Leistung Daschners heraus, er habe den Anteil der Referendarinnen mit Migrationshintergrund von sieben auf zwanzig Prozent gesteigert.

Dies ist fast schöner als meine Aufrechnung.

Es gab natürlich auch einige eher positive Ansätze, einige ambitionierte, z.T. falsch angelegte große Lehrplanreformen, die Entwicklung von Schulprofilen in den Schulen, die „Pädagogisierung“ der Schulen, allerdings unter weitgehender Vernachlässigung der Fachdidaktik an den Gymnasien, die Entwicklung einer ambitionierten Oberstufenreform etc.

Bei der obigen Bilanz muss man wissen, dass Daschner lange Jahre Landesschulrat(B5) und davor Leiter des Amtes für Schule war. Der Admiral a.D. Lange, FDP, hatte ihn in unschöner Form als Schulsenator auf das gemütliche Abstellgleis LI-Hamburg versetzt. Vorher musste ebenfalls unter CDU-Regierung der von vielen für überfordert gehaltene Leiter des LI-Hamburg Uwe Leischner, ein Freund Daschners aus GEW-Vorstandszeiten, wegen angeblicher haushaltstechnischer Unregelmäßigkeiten seinen Platz räumen.

Daschners Rolle und Anspruch wird deutlich, wenn man sich erinnert, dass er sogar Schulsenatorin Rosemarie Raab personalpolitisch in einem Fall vor vollendete Tatsachen stellte. Das kostete ihn allerdings Einfluss. Um wen ging es da wohl? Um Hans-Peter de Lorent, der damals als „linksextremer“ Freund von Daschner galt, und kürzlich mit B2 als ehemaliger Chefplaner für die sechsjährige Primarschule aus der Schulbehörde ans LI versetzt wurde.

Daschner scheiterte an seinem eigenen Leistungsvermögen, ideologischer Begrenztheit, aber auch an der Praxis der Behörde und der Schulen. Die im Schulbereich verbreitete dritte Garnitur des Bürgertums zeigt eben neben viel Engagement besonders in der Mikropolitik ihre Stärken.

Am Beispiel einer kleinen, überschaubaren Lehrplanreform habe ich diese Umsetzungsdefizite auf meinem Webblog „Bildungspolitik“exemplarisch ausgeführt.

Mit bürgerlichem Karrierismus und Opportunismus ist eben keine Schule zu machen oder nur wie unter Peter Daschner, wenn man eine trotz aller Bemühungen vor Ort bescheidene Praxis mit einer Reformaura umgibt und in Hochglanzpublikationen feiert, um im Lande und solange es nicht durchschaut wird vor den übrigen Bundesländern zu glänzen. Zum Schaden der Stadt stand der linke bürgerliche Karrierismus, aber partiell auch seine hanseatische liberal-konservative Spielart, im Schulbereich ideologisch und praktisch mit dem Leistungsprinzip auf Kriegsfuss.

Daschners Ausscheiden kam schon etwas spät. So musste er noch die Demontage der Odenwaldschule, Gerold Beckers und Hartmut von Hentigs im Dienst erleben. Letzteren hatte er so gern in seinen Reden zitiert und nun zeigte es sich, dass dieser Großmeister der Pädagogik gegenüber seinem Lebenspartner Becker eine „Kultur des Wegschauens“ kultivierte. Welch eine Blamage für die sich wechselseitig beweihräuchernden Heroen der „Schule nach Auschwitz“.

Freitag, 25. Juni 2010

PISA-Studie 2010: Erfolg für Hamburg?


Es ist verständlich, dass angesichts der jahrelang schlechten PISA-Ergebnisse die Hamburger Presse auch Teilerfolge feiert. Aber muss das gleich mit einem grob verzeichnenden Aufmacher auf der ersten Seite wie dem des Hamburger Abendblatts vom 23.Juni 2010 sein: “Überraschender PISA-Erfolg für Hamburg.“
Selbst der Untertitel gibt das jüngste Ergebnis nicht korrekt wieder, sondern beschönigt sogar die Englischergebnisse und die Deutschergebnisse: “Schüler im Fach Englisch auf Platz 3 in Deutschland- in Deutsch nur leicht verbessert“.
Wir halten fest: In Deutsch, dem entscheidenden Fach, ist das Ergebnis nach wie vor in allen Kategorien skandalös schlecht, etwa Platz 14 von 16 Ländern.
In Englisch liegt Hamburg nach eigener Berichterstattung des Abendblatts beim Leseverständnis auf einem siebten Platz, allerdings- und das ist der gefeierte Erfolg- in der Kategorie Zuhören und inhaltliches Erfassen englischer Texte auf einem dritten Platz nach Bayern und Baden Württemberg. Dies Ergebnis müsste man noch weiter analysieren.
Soll etwa doch der Hamburger Senat auf Biegen und Brechen einen Erfolg feiern dürfen?
Vielleicht mit Blick auf den laufenden Volksentscheid?
Übrigens: Macht eigentlich der Chef des Ressorts Landespolitik seine Überschriften selbst? Dann wären die vorgenommenen Bewertungen ein Armutszeugnis für Peter Ulrich Meyer.
Tags darauf am 24.Juni 2010 rudert Meyer in einem Leitartikel: “Hamburg wird aufholen“ in der Überschrift noch nicht erkennbar deutlich zurück und muss im Untertitel bereits einräumen: „ Aber Schüler-Leistungsvergleiche liefern nur spärliche Hinweise“.
Es ist verständlich, dass nach jahrelangen Fehlentwicklungen in Hamburg, immer auch begleitet, aber wenig erkannt und kaum bekämpft, von der Presse des Medienplatzes Hamburg, die Verantwortung die Journalisten, auch Peter Ulrich Meyer, schwer drückt. Diese Verantwortung teilt er mit den Bildungsexperten aus Schulbehörde, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Interessenverbänden, die interessenbedingt oder aus mangelnder Einsicht, den Medien Sand in die Augen gestreut haben.
Zum Schluss seines Leitartikels nimmt Peter Ulrich Meyer Zuflucht zum Prinzip Hoffnung:
Die kürzlich von der Bürgerschaft beschlossenen, für Hamburg inzwischen fast zu teuren Frequenzsenkungen und sonstigen Maßnahmen in den Grundschulen/Primarschulen würden mittelfristig die Wende zum Besseren bringen. Hat die Fachwissenschaft Pädagogik eigentlich inzwischen wenigstens „bewiesen“, dass Frequenzsenkungen zur Leistungssteigerung führen?
Egal, die Frequenzsenkungen kommen jedenfalls auch, wenn die Primarschule beim Volksentscheid durchfällt.
Eins aber ist in Hamburg stets verlässlich gewesen: die Ergebnisse schulpolitischer Reformen waren nie kalkulierbar, die Karrieren in der Schulbehörde davon völlig unabhängig und die meist unterschätzten Nebenwirkungen häufig eine gefährliche Bürde.

Montag, 12. April 2010

Hamburger Politologen: Wagner-Experte Prof. Dr. Udo Bermbach



Am 23.März 2010 erschien im Hamburger Abendblatt auf der Kultur&Medien-Seite ein ganzseitiger Artikel zum Gedenken an Wolfgang Wagner. Unter den 14 „Wagner-Kennern“ war auch der emeritierte Politikwissenschaftler Prof. Dr. Bermbach, der ein Erinnerungs-Statement abgeben durfte.

Nun ist es durchaus positiv, wenn Politikwissenschaftler in ihrer späteren Laufbahn auf einem völlig anderen Gebiet erfolgreich arbeiten.

Schon in den letzten Jahren seiner Professorentätigkeit hatte Bermbach praktisch nur noch zu Wagner, seinem Werk und Wagneraufführungen veröffentlicht. Immerhin hat er die für Publikationen vorgesehenen 40 Prozent seiner Professoren-Arbeitszeit noch durchaus sinnvoll genutzt, während viele KollegInnen Universitäts-weit völlig unbehelligt von Universitätsleitung, Wissenschaftsbehörde oder Rechnungshof sich hoffentlich um so intensiver der Lehre widmen, wenn sie schon nicht mehr veröffentlichen.

Verwundern sollte dieser Wechsel des Arbeitsgebiets eines Politologen denn doch ein wenig, denn Udo Bermbach, zuständig für Politische Theorie und Ideengeschichte, hatte am Beginn seiner Wissenschaftler-Karriere, wenn ich es recht erinnere, durchaus dem Zeitgeist folgend der Kritischen Theorie nahe gestanden, gesellschaftskritische Positionen und Konzepte gesamtgesellschaftlicher Demokratisierung vertreten. Es wäre doch interessant gewesen, welche Wandlungen der fortschrittliche Politologe Bermbach gemacht hätte und was der „gereifte Bürgerliche“ Bermbach zu den politischen Entwicklungen in Deutschland und auf seinem Fachgebiet zu sagen gehabt hätte.

Vor einigen Jahren konnte man Prof.Bermbach noch in der Hamburger Staatsoper treffen und erleben wie er sich als häufiger Opern-Besucher in der Pause auf bessere , nicht besetzte Plätze vorarbeitete. Heute wird er wohl bei Wagner-Aufführungen angesichts seiner Wagner-Publikationsliste einen Kritiker-Ehrenplatz erhalten oder gibt es so etwas etwa nicht mehr bzw. noch nicht wieder ?

Auf ganz andere Weise kam Hans Herrmann Hartwich, ein Hamburger Kollege von Bermbach, groß heraus, dessen eindrucksvollstes Werk immer seine Habilitationsschrift geblieben ist. Er wurde geradezu zu einer literarischen Figur: Gerüchten zufolge soll er als Vorlage für den ehrgeizigen, moralisch zweifelhaften und tragikomischen Prof. Hanno Hackmann gedient haben, der die Hauptfigur im Roman von Dietrich Schwanitz „Der Campus“ ist , der auch verfilmt worden ist.

Mittwoch, 17. Februar 2010

Sechsjährige Primarschule in Hamburg: Scheitern wahrscheinlich





Eine sechsjährige Primarschule, die die Durchlässigkeit nachweislich erhöht und den heutigen, schwachen Hamburger Leistungsstandard wenigstens hält,wenn nicht gar verbessert, ist  unter hervorragenden Rahmenbedingungen, die es in den meisten Großstädten Deutschlands nicht gibt, ein erstrebenswertes bildungspolitisches Ziel.
Skeptisch müssen jedoch naive Reformbegeisterung und Reformer gesehen werden, die die Realisierung der Ziele nicht wahrscheinlich erscheinen lassen und mit diesen Reformen Karriereziele realisieren wollen.
Voraussetzung sind  die Inputfaktoren Raumausstattung, Lehrerbedarf, Lehrerfortbildung, in Zeiten knapper Kassen keine Selbstverständlichkeit. Insbesondere darf die Reform nicht zu Lasten anderer Bereiche des Schulsystems gehen.
Das Problem werden in Hamburg die schwer und nur langfristig änderbaren vielen „weichen“ Faktoren sein: pädagogische Grundorientierung, mikropolitische Verhaltensmuster, opportunistische Tendenzen in Schulen und Behörde und unzureichende erzieherische Leistungen der Eltern u.a., die den bisherigen unzureichenden Zustand des Hamburger Schulsystems verursacht haben.

Freitag, 12. Februar 2010

Claus Strunz: Kommentar im Hamburger Abendblatt „Jetzt geht es um Ole von Beust“ am 11.2.2010, S.2.




Wenn Chefredakteure des Hamburger Abendblatts zur Feder greifen, dann verdient dies allemal große Aufmerksamkeit. Dieses Mal sei sie dem Ersten Bürgermeister Ole von Beust(CDU) angeraten.
Claus Strunz formuliert klar und pointiert Kritik an der Politik des Bürgermeisters. Wenn ich es recht erinnere, war sie seit 2001in wichtiger Sache noch nie so deutlich.
Der Bürgermeister habe ohne Notwendigkeit die Schulreform zur eigenen Sache gemacht, sich dadurch mit seiner eigenen Kernklientel angelegt und bei der Aufgabe versagt, einen Kompromiss zu finden und als „Bürgermeister aller Hamburger“ Schulfrieden herzustellen.
Deshalb gebe es nun ein vorgezogenes Finale mit Namen Volksentscheid, das die Koalition und seine Amtszeit beenden könne.
Der Bürgermeister hat die Zeitungen des Springer-Verlags in eine auch geschäftlich missliche Lage gebracht: Sollen sie sich, wie sie es bisher getan haben, für die Regierung v.Beust einsetzen und sich gegen die Gegner der sechsjährigen Primarschule wenden, eine beachtliche Lesergruppe des Hamburger Abendblatts und anderer Zeitungen des Verlags?
In Bild erscheint am 12.2.2010 zur Einstimmung ein kritischer Artikel unter der Überschrift „Schwarz-Grün macht Eltern-Wahlrecht zur Mogelpackung“.
Wenn es den Ersten Bürgermeister beruhigen kann, es haben bereits Vorgänger von ihm schärfere, geradezu letzte Warnungen erhalten, z.B. Hans-Ulrich Klose nach seiner politischen Linkswende von Werner Titzrath in der „heißen Phase“ des Stoltzenberg-Skandals im Jahre 1979.

Mittwoch, 10. Februar 2010

Schulreform-Verhandlungen in Hamburg gescheitert- das Volk muss entscheiden.




Auf meinen Webblogs habe ich die angebliche Kompromisssuche und die Moderation durch Michael Otto von vornherein als eher taktisches Manöver eingeschätzt, dessen Erfolg durch die Verhandlungsspielräume auf beiden Seiten voraussehbar zweifelhaft sein musste. Die Pressekonferenz der regierenden Koalition am heutigen Tag hat mich darin eigentlich nur bestätigt. Es ging seit Tagen bereits um die beste Ausgangsposition für den Volksentscheid-Wahlkampf.

Die verbindliche Einführung der sechsjährigen Primarschule wäre durch das Mandat des Volksbegehrens nicht gedeckt gewesen. Die Einführung an die Entscheidung einer Expertenkommission zu binden, war schon eine gewagte Vorstellung. Es hat mich nicht überrascht, dass insbesondere die GAL letztlich einer wirklichen Evaluation vor Einführung der sechsjährigen Primarschule nicht zugestimmt hat. Wer das Hamburger Schulsystem mit seinen vielen Reform-relevanten Merkmalen und die bisherigen IGLU-,PISA-und Lernausgangsuntersuchungen kennt, wird das verstehen.

Am Verhandlungstisch saßen virtuell auch die Zeitungen des Springer-Verlags, von denen bekannt ist, dass sie eine Einigung wollten. Dies ist natürlich nur den Experten des Hamburger Regierungssystems so bewusst gewesen, da diese einflussreichen Zeitungen bisher noch keinen Volksentscheid durchgesetzt bzw. verhindert haben.

Wer aber das Hamburger Abendblatt von heute liest, findet eine Bestätigung für diese Sicht:

Auf der ersten Seite erscheint unter den roten Roben der Verfassungsrichter gleichberechtigt der Aufmacher mit der Überschrift: „Beust und Goetsch rechnen heute mit Scheitern der Schulgespräche“ und im Hamburg-Teil, Seite 14, folgt ein umfangreiches Interview mit den beiden Bürgermeistern unter dem Titel „Enttäuscht und entschlossen“.

Sollte der Volksinitiative „Wir wollen lernen“ vor der sechsten Verhandlungsrunde gezeigt werden, in welcher Weise der Regierung ein Forum für ihre Position gegeben werden kann, und dies durchaus mit Blick auf einen möglichen schulpolitischen Wahlkampf ?

Dienstag, 2. Februar 2010

Wer befürwortet die sechsjährige Primarschule? Wird sie ihre Ziele erreichen?



Große Unterstützung erfährt die Einführung der sechsjährigen Primarschule aus dem Grundschulbereich. So z.B. durch 90 Schulleiter von Grundschulen wie die Mopo am 25.2.2009 berichtet oder durch den Grundschulverband Landesgruppe Hamburg im Januar 2010. 162 Schulleiter wollen die Einführung ohne Stufenplan.

Es sollte dabei nicht vergessen werden, dass hier eine Gruppe zustimmt, die von dieser Schulreform auch wesentliche Vorteile erwartet. So werden viele Schulleiter wohl von einer höheren Einstufung ihrer Stellen und von mehr Verwaltungsstunden für die Schulleitung profitieren können. Für die Lehrerinnen ergeben sich dadurch Aufstiegsmöglichkeiten in besser ausgestattete Funktionsstellen. Insgesamt wird der Grundschulbereich durch Ausweitung eher aufgewertet.

Im Übrigen kommt die Unterstützung weitgehend aus den Bereichen, die auch für die Gesamtschule eingetreten sind. Dies sind sicherlich ehrenwerte Leute, aber dass sie besonders für Leistungssteigerung in den Schulen eingetreten wären oder diese gar verwirklicht hätten, wird wohl kaum jemand behaupten wollen.

Wobei man sagen muss, dass viele Gesamtschulen sogar zur weitgehenden äußeren Differenzierung gegriffen haben, um in ihrer Sekundarstufe I mit Blick auf die Sek.II auch annähernd gymnasiale Leistungsniveaus anbieten zu können.

Die sechsjährige Primarschule wird gerade das Ziel Steigerung der Schülerleistungen kaum erreichen können. Man sollte nicht vergessen, dass viele Gymnasien in Hamburg für die Klassen 5 und 6 bereits ein spezielles pädagogisches Konzept mit entsprechender Qualifizierung der Lehrerinnen erfolgreich eingeführt hatten. Die Leistungssteigerung in den Klassen 5 und 6 an den Gymnasien war erheblich, durchaus abweichend von den klassen 7 und 8.

Man sollte dann klar sagen, unser Hauptziel ist die Verbesserung der Durchlässigkeit. Selbst an der Realisierung dieses Ziels darf jedoch gezweifelt werden, wenn es auch äußerst wünschenswert wäre. Hoffentlich werden die Prognosen der Grundschul(Primarschul)lehrerinnen nach 6 Jahren eher zutreffen als bisher und die bisherigen, lange verschwiegenen Probleme der Grundschulen sich in Luft auflösen.

Präjudizierung der sechsjährigen Primarschule ?



Der Bericht des Schulausschusses, Bürgerschaftsdrucksache 19/5191 vom 28.1.2010, lässt erkennen, dass die Schulbehörde die Einführung der sechsjährigen Primarschule bis zum möglichen Volksentscheid nicht unerheblich präjudizieren wird. Belegt wird dies auch durch die Ablehnung des SPD-Antrags 19/3813. Sie fühlt sich durch die entsprechende Änderung des Schulgesetzes dazu berechtigt.

Ob da die angeblich bei der GAL so stark vorhandene Unterstützung für Volksbegehren und Volksentscheid etwas zu kurz kommt? Oder gilt sie nur für die “ richtigen" Initiativen?

Mittwoch, 27. Januar 2010

Doppelter Kompromiss oder wie in Hamburg Schulpolitik gemacht wird



Weder GAL noch CDU hatten die sechsjährige Primarschule in ihren Wahlprogrammen, die GAL das neunjährige gemeinsame Lernen. Die CDU-Führung gab ihre langjährigen Prinzipien in der Schulpolitik zugunsten einer weiteren Machtoption zusammen mit der GAL auf. Heraus kam als Kompromiss die sechsjährige Primarschule.

Gegen diese Schulreform regte sich sehr spät auch Widerstand in der CDU.

Die ehemalige CDU-Position machte die Bürgerinitiative „Wir wollen lernen“ politisch wirksam, indem sie ein Volksbegehren initiierte und mit etwa 184 000 Stimmen überraschend erfolgreich abschloss.

Nun brannte im Senat „die Hütte“. Die Zeitungen des Springer-Verlags befürchteten das Scheitern Herrn v. Beusts, falls der anstehende Volksentscheid erfolgreich sein würde.

Der Bürgermeister kam auf die Idee, mit Herrn Otto einen angesehenen Repräsentanten des Hamburger Großbürgertums mit einer Moderation zu beauftragen. Aus meiner Sicht eher ein taktischer Vorschlag.

Herr Otto, bisher bildungspolitisch noch nicht hervorgetreten, hat nun aus dem CDU/GAL-Kompromiss und der Position der Volksinitiative Kompromissvorschläge entwickelt, die er inzwischen mit beiden Seiten verhandelt hat. Was soll das bloß für ein bildungspolitisches Gemuse geben, nur weil der Senat eine klare Entscheidung und die damit verbundenen Risiken vermeiden will. Wen werden die neuen Kompromissvorschläge belasten und benachteiligen?

Besser sind klare Entscheidungen oder besser noch die Einsicht , dass das Hamburger Schulsystem und die Schulbehörde mit dieser Reform überfordert sein könnten.

Dienstag, 26. Januar 2010

Ist Hamburgs Schulsystem reformfähig?(I)




In Hamburgs Schulsystem gab es in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl von großen und kleinen Reformen, einige auch erfolgreich. Ein Teil diente der Profilierung in der KMK, ein Teil förderte den Stellenkegel, die Gesamtschulreform schuf immerhin auch einen großen Gesamtschulbereich, in dem viele Kinder zusätzlich zum Abitur gelangten, der aber auch mit seiner Konkurrenz zum dreigliedrigen Schulsystem für kontraproduktive Reibungsverluste sorgte. Viele Reformen hatten Nebenwirkungen, die nicht vorausgedacht worden waren. Dass in den Gesamtschulen und den Hauptschulen eine derartig hohe Quote Schüler keinen Abschluss erreichten, wurde von der Schulbehörde, den sogenannten Experten, den Schulleitern, den Lehrerverbänden und den Medien unter dem Deckel gehalten, wenn sie es denn wussten.

Eben so wenig wurde die nach wie vor mangelnde Durchlässigkeit des Hamburger Schulsystems öffentlich thematisiert.

Der bis heute schlechte Leistungsstand, von PISA-Untersuchungen nachhaltig belegt, von einigen Insidern durchaus frühzeitig so eingeschätzt, spricht gegen die Reformfähigkeit des Hamburger Schulsystems.

Da müssen Veit Ruppersberg , Peter-Ulrich Meyer, die ja keine schlechten Journalisten sind, u.a. die falschen Leute befragt oder nicht die richtigen Fragen gestellt haben.

Wenn heute die Herren de Lorent und Vieluf unter der Leitung von Frau Goetsch(GAL) eine Reform großen Stils vorhaben, moderat unterstützt von der GEW, während die ehemaligen Reformer in der Schulbehörde, auch GEW-nah wie Peter Daschner, aber inzwischen auch solche konservativen Zuschnitts, ausgeschieden sind oder nur noch die Hintergrundmusik spielen, dann sollte man größte Zweifel hegen, ob Schulen und Schulbehörde bei begrenzten Ressourcen hinreichende Erfolgsausssichten haben, die sechsjährige Primarschule einzuführen und damit gleichzeitig Leistung und Durchlässigkeit der Schulen zu fördern.

Eine positive „Evaluation“ wäre begleitend oder nach Abschluss sicher nicht das Problem.

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Ist Hamburgs Schulsystem reformfähig?(II) Das Beispiel: Geschichtslehrplan Klasse 10 der Gymnasien(1989)



Ein Beispiel aus den Gymnasien, das schon etwas zurückliegt, wird hier deshalb gewählt, weil sie insgesamt wohl zu den leistungsstärkeren, und inzwischen auch reformfähigen Bereichen des Hamburger Schulsystems gehören. Es waren schließlich die Gymnasien, die sich nicht wie Hauptschulen und Gesamtschulen in Hamburg der ersten PISA-Untersuchung mit Unterstützung der GEW durch Boykott entzogen haben. Die „Verweigerer“ wussten schon warum.

Bei einer Befragung der Gymnasien hatte sich ergeben, dass in 2/3 von ihnen der Geschichtsunterricht am Ende der Klasse 10 mit dem Jahr 1945 endete. Senator Grolle hat daraufhin die Reform des Lehrplans angeordnet und richtigerweise die Vorgabe gemacht, die Klasse 10 sei vollständig der Geschichte nach 1945 vorzubehalten.

1989 wurde der neue Lehrplan eingeführt, nachdem er in einer geradezu exemplarischen Anstrengung in und mit den Schulen vier Jahre lang intensiv diskutiert worden war.

Fünf Jahre nach der Einführung ergab eine Befragung der Gymnasien, dass in etwa der Hälfte der Schulen die Umsetzung gelungen sei.

Landesschulrat Peter Daschner und sein Oberschulrat für die Fächer Geschichte, Sozialkunde und Erdkunde Hans Endlich werden sich sicherlich im Rahmen ihrer Möglichkeiten bemüht haben, die Umsetzung des Lehrplans zu erreichen. Der Erfolg war jedoch mäßig.

Dabei möchte man meinen, dass die Implementation eines Lehrplans ein noch überschaubares Reformvorhaben ist.

Zu erwähnen bleibt, dass ein großer Teil der Schulleiter der Gymnasien bei dieser Reformmaßnahme keinen guten Eindruck hinterlassen hat.