Am 23.März 2010 erschien im Hamburger Abendblatt auf der Kultur&Medien-Seite ein ganzseitiger Artikel zum Gedenken an Wolfgang Wagner. Unter den 14 „Wagner-Kennern“ war auch der emeritierte Politikwissenschaftler Prof. Dr. Bermbach, der ein Erinnerungs-Statement abgeben durfte.
Nun ist es durchaus positiv, wenn Politikwissenschaftler in ihrer späteren Laufbahn auf einem völlig anderen Gebiet erfolgreich arbeiten.
Schon in den letzten Jahren seiner Professorentätigkeit hatte Bermbach praktisch nur noch zu Wagner, seinem Werk und Wagneraufführungen veröffentlicht. Immerhin hat er die für Publikationen vorgesehenen 40 Prozent seiner Professoren-Arbeitszeit noch durchaus sinnvoll genutzt, während viele KollegInnen Universitäts-weit völlig unbehelligt von Universitätsleitung, Wissenschaftsbehörde oder Rechnungshof sich hoffentlich um so intensiver der Lehre widmen, wenn sie schon nicht mehr veröffentlichen.
Verwundern sollte dieser Wechsel des Arbeitsgebiets eines Politologen denn doch ein wenig, denn Udo Bermbach, zuständig für Politische Theorie und Ideengeschichte, hatte am Beginn seiner Wissenschaftler-Karriere, wenn ich es recht erinnere, durchaus dem Zeitgeist folgend der Kritischen Theorie nahe gestanden, gesellschaftskritische Positionen und Konzepte gesamtgesellschaftlicher Demokratisierung vertreten. Es wäre doch interessant gewesen, welche Wandlungen der fortschrittliche Politologe Bermbach gemacht hätte und was der „gereifte Bürgerliche“ Bermbach zu den politischen Entwicklungen in Deutschland und auf seinem Fachgebiet zu sagen gehabt hätte.
Vor einigen Jahren konnte man Prof.Bermbach noch in der Hamburger Staatsoper treffen und erleben wie er sich als häufiger Opern-Besucher in der Pause auf bessere , nicht besetzte Plätze vorarbeitete. Heute wird er wohl bei Wagner-Aufführungen angesichts seiner Wagner-Publikationsliste einen Kritiker-Ehrenplatz erhalten oder gibt es so etwas etwa nicht mehr bzw. noch nicht wieder ?
Auf ganz andere Weise kam Hans Herrmann Hartwich, ein Hamburger Kollege von Bermbach, groß heraus, dessen eindrucksvollstes Werk immer seine Habilitationsschrift geblieben ist. Er wurde geradezu zu einer literarischen Figur: Gerüchten zufolge soll er als Vorlage für den ehrgeizigen, moralisch zweifelhaften und tragikomischen Prof. Hanno Hackmann gedient haben, der die Hauptfigur im Roman von Dietrich Schwanitz „Der Campus“ ist , der auch verfilmt worden ist.