Es ist verständlich, dass angesichts der jahrelang schlechten PISA-Ergebnisse die Hamburger Presse auch Teilerfolge feiert. Aber muss das gleich mit einem grob verzeichnenden Aufmacher auf der ersten Seite wie dem des Hamburger Abendblatts vom 23.Juni 2010 sein: “Überraschender PISA-Erfolg für Hamburg.“
Selbst der Untertitel gibt das jüngste Ergebnis nicht korrekt wieder, sondern beschönigt sogar die Englischergebnisse und die Deutschergebnisse: “Schüler im Fach Englisch auf Platz 3 in Deutschland- in Deutsch nur leicht verbessert“.
Wir halten fest: In Deutsch, dem entscheidenden Fach, ist das Ergebnis nach wie vor in allen Kategorien skandalös schlecht, etwa Platz 14 von 16 Ländern.
In Englisch liegt Hamburg nach eigener Berichterstattung des Abendblatts beim Leseverständnis auf einem siebten Platz, allerdings- und das ist der gefeierte Erfolg- in der Kategorie Zuhören und inhaltliches Erfassen englischer Texte auf einem dritten Platz nach Bayern und Baden Württemberg. Dies Ergebnis müsste man noch weiter analysieren.
Soll etwa doch der Hamburger Senat auf Biegen und Brechen einen Erfolg feiern dürfen?
Vielleicht mit Blick auf den laufenden Volksentscheid?
Übrigens: Macht eigentlich der Chef des Ressorts Landespolitik seine Überschriften selbst? Dann wären die vorgenommenen Bewertungen ein Armutszeugnis für Peter Ulrich Meyer.
Tags darauf am 24.Juni 2010 rudert Meyer in einem Leitartikel: “Hamburg wird aufholen“ in der Überschrift noch nicht erkennbar deutlich zurück und muss im Untertitel bereits einräumen: „ Aber Schüler-Leistungsvergleiche liefern nur spärliche Hinweise“.
Es ist verständlich, dass nach jahrelangen Fehlentwicklungen in Hamburg, immer auch begleitet, aber wenig erkannt und kaum bekämpft, von der Presse des Medienplatzes Hamburg, die Verantwortung die Journalisten, auch Peter Ulrich Meyer, schwer drückt. Diese Verantwortung teilt er mit den Bildungsexperten aus Schulbehörde, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Interessenverbänden, die interessenbedingt oder aus mangelnder Einsicht, den Medien Sand in die Augen gestreut haben.
Zum Schluss seines Leitartikels nimmt Peter Ulrich Meyer Zuflucht zum Prinzip Hoffnung:
Die kürzlich von der Bürgerschaft beschlossenen, für Hamburg inzwischen fast zu teuren Frequenzsenkungen und sonstigen Maßnahmen in den Grundschulen/Primarschulen würden mittelfristig die Wende zum Besseren bringen. Hat die Fachwissenschaft Pädagogik eigentlich inzwischen wenigstens „bewiesen“, dass Frequenzsenkungen zur Leistungssteigerung führen?
Egal, die Frequenzsenkungen kommen jedenfalls auch, wenn die Primarschule beim Volksentscheid durchfällt.
Eins aber ist in Hamburg stets verlässlich gewesen: die Ergebnisse schulpolitischer Reformen waren nie kalkulierbar, die Karrieren in der Schulbehörde davon völlig unabhängig und die meist unterschätzten Nebenwirkungen häufig eine gefährliche Bürde.