Freitag, 4. April 2014

Die Universität Hamburg und die Exzellenz-Initiative


Die Universität Hamburg hat sich aus allen Hochschulrankings verabschiedet. Ist das auch der Abschied von der Konkurrenz  im Rahmen der  Exzellenzinitiative?
In den neunziger Jahren wurde Evaluation auch an der Universität ganz groß geschrieben.
Der Deputation wurde damals auf Nachfrage auch eine Statistik mit den Examensnoten aller Fächer, Staatsexamina und Hochschulabschlüsse, vorgelegt. Ergebnis: extrem gute Noten, fast nur 1 und 2-besonders in den Geistes-und Sozialwissenschaften.
Ich fragte damals einen Hochschulprofessor nach seiner Einschätzung dieser Zahlen. Er hatte eine verblüffende Erklärung: Die Studenten mit den Noten vier und fünf hätten schließlich schon vorher die Hochschule verlassen.

Die TU Hamburg-Harburg , der 11/9/2001 und Sicherheit heute


Die TU Hamburg-Harburg ist 2001  durch die sogenannte „Hamburger Terrorzelle“ weltberühmt geworden. Böse Zungen sagen, sie sei dadurch bekannter geworden als durch ihre Forschungsleistungen.
Der damalige Präsident der Hochschule, befragt zum 11/9/2001, erklärte in der Deputation der Wissenschaftsbehörde, man habe Mohammed Atta und die übrigen Harburger Attentäter für „fromme Betbrüder“  gehalten.
Wie sieht es denn heute mit der Service-Einheit aus? Ist sie inzwischen mehr als damals auch ein Sicherheitsorgan?
Gibt es in dieser Abteilung Sicherheitsrisiken?


Donnerstag, 3. April 2014

TU Hamburg-Harburg und moderne Hochschuldidaktik


Vor fünfzehn Jahren waren die Fachbereichssprecher und Hochschulpräsidenten noch überrascht und desorientiert, wenn Deputierte sie nach der didaktischen Kompetenz der Bewerber in Auswahlverfahren fragten.
Ein Gespräch mit zwei Studenten der Hochschule ergab kürzlich, dass die Qualität der Lehre auch heute noch eine Schwachstelle sein könnte. Na ja, vielleicht ist Didaktik ja auch ein Dauerproblem oder es waren die beiden einzigen studentischen Kritiker, die ich da erwischt habe.
Wie sieht es heute mit den Durchfallquoten aus? Sie waren vor 15-20 Jahren ein Problem.

Harburger Gymnasien und die TU Hamburg-Harburg


Reicht die Qualität der Harburger Gymnasien, um angemessen  Nachwuchs für diese Hochschule zu liefern? Wie viele Harburger Gymnasiasten gehen jährlich an diese  Technische Hochschule? Wie viele bleiben dann auch dort?
Wieviele Studenten liefern übrigens die Landkreise Harburg, Lüneburg und Stade für die TU Hamburg-Harburg?


Warum ist die TU Hamburg-Harburg keine Exzellenz-Hochschule?


Ist über Exzellenz in dieser Legislaturperiode bereits ausreichend öffentlich diskutiert worden? In der Hamburger Bürgerschaft  oder in den Medien?
Haben sich die Harburger Parteien um diese Frage gekümmert?

Die TU Hamburg-Harburg und die derzeitige Hamburger Hochschulgesetznovelle


Wird die derzeitige Novellierung des Hochschulgesetzes die Hochschule auf dem Weg zur Exzellenz-Hochschule voranbringen?

Sonntag, 14. Juli 2013

Genialer Gemeinschaftskundeunterricht:Ist derAbstieg der USA vermeidbar?


 
Ich glaube  es war  2006 oder 2007. Ich unterrichtete einen Grundkurs Gemeinschaftskunde.

Das normale Programm in diesem Pflichtkurs  war weitgehend gelaufen und es gab noch Stunden für aktuelle Themen.

Da habe ich meinem Gk Gemeinschaftskunde eine Denksport- und Rechercheaufgabe gestellt, die die angeblich so gewaltigen Computerkenntnisse der nachfolgenden Generationen einbeziehen sollte.

Mein Interesse galt damals gerade Paul Kennedy, Aufstieg und Fall der großen Reiche, ein Thema in meinen Geschichtskursen.

Der Gegenwartsbezug war leicht hergestellt: Nach Kennedy war der Aufstieg und Fall der großen Reiche ein unaufhebbares  Grundmuster der Geschichte, wir haben dann erst mal den relativen wirtschaftlichen Abstieg der USA durch das Wirtschaftswachstum in China  festgestellt.

Und nun kam die geniale Fragestellung: Kann unter den Bedingungen der heutigen Spionagemöglichkeiten im Internet  die Supermacht Nr.1 USA, da sie in der entsprechenden Technik führend ist, das Gesetz Kennedys durchbrechen, indem sie alle Konkurrenten flächendeckend ausspioniert, und so ihren Vorsprung wirtschaftlich und militärisch sichert.

 
Technisch stießen natürlich auch meine besten Internetspezialisten an Grenzen, 90 Prozent fanden das Thema spannend, die Ergebnisse waren unterschiedlich.

Ich erinnere noch meine Position: Es müsste möglich sein, solange die Supermacht das Internet beherrscht.

 
Wenn ich sehe wie heute unsere Politik- und Geheimdienstspezialisten auf Snowdens Veröffentlichungen reagieren, meine ich unbescheiden, mein Grundkurs war damals mit dieser Fragestellung ganz gut unterwegs.

 

Montag, 12. November 2012

Ties Rabe und die symbolische Reform des Hamburger Abiturs 2013/2014


Ties Rabe wird zu diesem und anderen schulpolitischen Themen meist eher wohlwollend interviewt, z.B. Welt online 6.11.2012“Der Fahrplan zum neuen Hamburger Abitur“. Das überrascht nicht, denn er zählt  zur journalistischen Zunft. Aber es ist für Nicht-Insider auch kaum mehr möglich, das bildungspolitische Spiel so zu durchschauen und zu beherrschen, dass eine massive Kritik möglich wäre.
1.Bemerkung: Als KMK-Vorsitzender sollte man schon, wenn man das Amt Ernst nimmt, einen Reformvorstoß unternehmen. Zentralisierung des Abiturs, und sei der Schritt noch so bescheiden, ist dafür geeignet, weil sie Leistungsorientierung und Vereinheitlichung angesichts der föderalisitischen Unübersichtlichkeit signalisiert.
2.Bemerkung: Ties Rabe hat mit seinem Vorstoß in der KMK, dem weitere fünf Bundesländer gefolgt sind, optimal zur Verwirrung beigetragen. Damit immunisiert er sich ein Stück mehr gegen Kritik, denn Bürger und Medien können das hanseatische Abitur noch weniger als schon vorher durchschauen.
 Übrigens ist weniger die Vorgabe von partiell einheitlichen Abiturthemen entscheidend, sondern die Bewertung durch die Kurslehrer, deren Spielraum trotz aller Lernzielebenen etc. erheblich bleiben wird.
3.Bemerkung: Ties Rabe hat Hamburg und sich selbst als Reform-Vorreiter  für eine Vereinheitlichung des Abiturs profiliert. Was denkt der wohlmeinende Betrachter? „Ein wahrer Reformer  dieser Senator“ und „dann müssen die Hamburger doch eher gut sein“, wenn sie sich die Vereinheitlichung erlauben können.
 Aber: Hamburg liegt bei fast allen empirischen Untersuchungen im letzten Drittel.
4.Bemerkung: Rabes Vorstoß ist ein gelungenes Beispiel für symbolische Politik, denn diese Reform betrifft nur etwa 15-20 Prozent der gesamten Abiturnote, da die Note im wesentlichen bestimmt wird durch die Summe aller Kursnoten in der Oberstufe. Die Notengebung dort zu evaluieren und vergleichbar zu machen, etwa gar zwischen Stadtteilschulen und  leistungsorientierten Gymnasien, daran würde sich der Schulsenator glatt verheben. Dies geht übrigens wohl auch angesichts der Profiloberstufen methodisch  und mit vertretbarem Aufwand gar nicht.
5.Bemerkung: Mit begleitenden Maßnahmen Reformen  in Richtung Zentralisierung des Abiturs zu entschärfen, ist taktisch clever. 
Vor kurzem hat der Senator zur Freude der in den Oberstufen tätigen Lehrer das Korreferat im Abitur faktisch abgeschafft. Eine zeitraubende, unangenehme Aufgabe, die im Arbeitszeitmodell des v.Beust-Senats nicht berücksichtigt wurde. Aber: ein bescheidenes Korrektiv gegen zu gutes Zensieren der eigenen Kursschüler ist damit weggefallen.
Wir sollten  Verständnis für den Reformvorstoß des Senators haben, insbesondere weil man durchaus behaupten kann, er ginge in die richtige Richtung. 
Versetzen wir uns in die Rolle des Schulsenators und seiner höheren Schulbürokratie: Positive Schlagzeilen, gerade auch für die Stadt, sind in der Bildungspolitik gar nicht so leicht zu bekommen , außerdem muss man im Politikbetrieb ständig etwas vorzeigen und die Negativmeldungen kommen von ganz allein..



Freitag, 19. Oktober 2012

Personelle Konsequenzen des großen Grundschultests 2011 in Hamburg?


Als Kommentar zu einem Artikel der Hamburger Morgenpost findet sich  die Stellungnahme eines ehemaligen Hamburger Schulleiters, der die generelle Ablehnung von Tests ohne methodische Argumente speziell zu dieser Untersuchung vorträgt, wie sie die  Hamburger GEW seit Beginn der empirischen Untersuchungen in Hamburg  und der Pisa-Untersuchungen stets vorgetragen hat.
Es sind die Rückzugsgefechte der pädagogischen Akteure in Hamburg, die mit ihren pädagogischen Ansätzen in der Realität der Hamburger Schulen gescheitert sind. Das gilt übrigens nicht nur für ihren Ansatz einer Pädagogisierung des gesamten Schulsystems, mit dem sie insbesondere die Gymnasien erreichen wollten. Die dabei angestrebten und hoffentlich auch erreichten methodischen Verbesserungen sind dem Gymnasialunterricht sicherlich zu Gute gekommen. Sie wurden mit gewaltigem Einsatz  und intensiven Fortbildungsmaßnahmen für gesamte Gymnasialkollegien durchgezogen.
Dabei wurden fachdidaktische Konzepte  von Fortbildung  auch für die Gymnasien völlig beiseite gedrängt und auch ihrer organisatorischen Basis im damaligen  Institut  für Lehrerfortbildung beraubt.
Der Witz  des großen Grundschultests 2011: Die Anhänger der flächendeckenden „Pädagogisierung“ der weiterführenden Schulen erleiden in ihrem ureigensten Feld, der Grundschulpädagogik eine schwere Niederlage, wenn der Unterricht bei Mathematik-Fachlehrern der Grundschulen wirklich so viel erfolgreicher ist als bei den „pädagogischen Allroundern“. Hamburg hatte beim fachfremden Mathematikunterricht in der Grundschule mit 48 Prozent den Spitzenplatz und bei den Ergebnissen den drittletzten Platz unter sechzehn Bundesländern.
Übrigens müssen die Ergebnisse dieses Tests nun endlich einmal personelle Konsequenzen haben: die Verantwortlichen müssen ihre Funktionen verlieren, Schulaufsichtsbeamte und Schulleiter  sollten wieder die Chance erhalten, „hart am Kind“  ihre dort hoffentlich größeren Fähigkeiten zum Tragen zu bringen. Wenn die Schulinspektion auf diese Schwächen nicht hingewiesen hat, sollte sie personell  umbesetzt werden und einen anderen, erweiterten Auftrag erhalten.
Die Fachdidaktik muss ihren angemessenen Platz erhalten.
Ständige Hiobsbotschaften aus dem Hamburger Schulsystem  und die Funktionsträger sitzen weiter warm und trocken auf ihren gut besoldeten Stellen! Das ist ein Teil der  Hamburger Misere.
Nun sollten wir  die Schonung auch auf einem anderen Feld beenden: Die Grundschullehrerinnen in Hamburg, etwa 80 Prozent weibliche Lehrkräfte, versagen offensichtlich mindestens partiell oder setzen die Rahmenbedingungen nicht durch, die ihnen ein besseres Arbeiten ermöglichen würden. Sie sind übrigens, soweit ich sehe, bundesweit die am besten bezahlten Lehrerinnen für die Grundschule.
Die Frankfurter Rundschau brachte übrigens eine lesenswerte ausführliche Darstellung der Grundschulstudie 2011.

Mittwoch, 10. Oktober 2012

Der große Grundschultest 2011: Hamburgs drittletzter Platz


Der drittletzte Platz für Hamburg  beim Grundschultest 2011 vor den anderen Stadtstaaten. Bayern ganz vorn. Das läßt für die Zukunft wenig Gutes erwarten.
Diesmal können die Ergebnisse wieder einmal nicht schön gerechnet werden, was merkwürdigerweise bisweilen das deutliche Bestreben eines Teils der hanseatischen Presse ist, allen voran des Hamburger Abendblatts.
Eigentlich haben wir seit langen Jahren bei PISA, IGLU ,TIMSS  und in Hamburg schon vorher mit den Lernausgangslagenuntersuchungen im Prinzip ähnliche Befunde und dieselben Antworten der Politiker, die offensichtlich die Ist-Situation nicht wirklich verändern wollen oder können.
Wenn Marianne Demmer vom deutschen Lehrerverband in Bild zum Grundschulbericht 2011 erklären kann, es fehle eine ordentliche Ursachenforschung, dann fragt sich der Bürger, in welchem Tollhaus dies alles  seit Jahren  in aller Ruhe abläuft.
Auf einer Seite berichtet das Abendblatt mit großem Bild des Schulsenators, aber es kommt kein  einziger Lösungsvorschlag. Es sei denn man wollte die  eindimensionale Stellungnahme der Fraktionsvorsitzenden der Linken in der Hamburger Bürgerschaft, Schule müsse Spaß bringen, als solche werten. Dieses Versatzstück der bildungspolitischen Debatte wird schon seit mehr als zwanzig Jahren mit Begeisterung präsentiert.
Kürzlich kündigte die Schulbehörde denn doch an, sie wollte mehr Mathe-Lehrer in der Grundschule einsetzen. Wo kommen die bloß so plötzlich her?
Dabei kann man die schwache Position der Stadtstaaten nicht einmal von der Farbe der dortigen Regierungen abhängig machen: in Bremen  und Berlin  die  SPD in den letzten zehn Jahren mit wechselnden Koalitionen, in Hamburg von 2001 bis 2010 CDU- oder CDU-geführte Regierungen.
Der Hamburger Schulsenator ist in diesem Fall zunächst aus dem Schneider, weil ihm Ergebnisse von 2011 noch nicht angelastet werden können.

Mittwoch, 22. August 2012

Bildungsmonitor 2012 –ein Erfolg für Hamburg?


Hamburger Abendblatt online v.15.8.2012  Aufmacher im Hamburg-Teil:
„Ranking: Bildungssystem in Hamburg stark verbessert.“
Untertitel: “Hansestadt liegt im  deutschlandweiten Vergleich auf Platz 8 unter den 16 Bundesländern. Doch es gibt noch Bereiche, wo Hamburg schwächelt.“

Bei der letzten Pisa-Untersuchung stand Hamburg unter den Bundesländern noch ziemlich  hinten, bis auf einen Teilaspekt in Englisch. Also ist dieser Artikel ganz offensichtlich als Erfolgsmeldung für Hamburg  gedacht.
Zunächst bewundere ich den journalistischen Mut, derartige Studien  wie den Bildungsmonitor mit 112 Indikatoren, einer Verbindung von Schul- und Hochschul-Ranking und über 200 Seiten, die seit 2004 jedes Jahr erscheinen, für die Tagespresse auszuwerten. Darin steckt sicherlich keine Hybris, sondern eher journalistische Notwendigkeit. Ich vermute auch den  wie auch immer motivierten Willen, für Hamburg positive Meldungen  auf dem Bildungssektor zu liefern, der ja ein ganz wichtiger Standortfaktor ist.
Die Initiative soziale Marktwirtschaft gibt den Report seit 2004 in Auftrag, das  IdW  erarbeitet ihn. Für Methodenkritik ist hier nicht der Platz.

Was liefert eine  kurze Beschäftigung mit dem Thema:

1. Man hätte z.B. erwähnen können, dass Hamburg 2004 noch  auf Platz 4 lag, mit deutlichem Abstand auf BW, Ba, und Sachsen.
2. Hamburg lag 2011   sogar auf dem 14. Platz, nicht wie im Artikel  berichtet auf Platz 11. Platz 11 nahm es im Bildungsmonitor 2010 ein. Dieser Sprung  von 2011 auf 2012 ist nur in der Platzierung gewaltig.
Diese beiden Informationen zusammen  hätte man etwas zugespitzt als deutlichen Abstieg unter Ole v. Beust zusammenfassen können, so man auch die ersten Jahre des Bildungsmonitors im Auge gehabt hätte. Ich wäre da allerdings sehr vorsichtig gewesen und hätte das nicht getan.
3. Man hätte für die Leser des Hamburger Abendblatts, die in der Regel bildungspolitisch sehr interessiert sind, aber keine Bildungsexperten, ganz deutlich schreiben müssen, dass diese Untersuchung mit dem Pisa-Ranking gar nichts zu tun hat und auch nicht vergleichbar ist.
4. Noch etwas deutlicher als geschehen hätte man herausstreichen können, dass  die Plätze von 4 bis 13 relativ eng zusammen liegen, während die ersten drei  sich doch jeweils relativ stark absetzen. Das gilt auch für einige Vorjahre.

Sonntag, 17. Juni 2012

Hochschulpolitik in Hamburg: UNI Hamburg wie bisher keine Exzellenz-Universität


In den  Hamburger Medien findet eine ernstzunehmende  hochschulpolitische Debatte kaum statt. Nur die finanziellen Forderungen des Präsidenten der Universität Prof. Dr. Lenzen und die Antworten der Senatorin und der Fraktionen  sind bisweilen zu vernehmen.
Nun können wir gespannt sein, was der Präsident unternehmen will, um die Qualität der Hamburger Universität so weit zu verbessern, dass sie eine Chance  hätte, unter die Exzellenz-Hochschulen aufgenommen zu werden. Es kann doch nicht nur am Geld liegen.
Oder sieht er realistischerweise gar keine Möglichkeit, dann sollte er der Öffentlichkeit klaren Wein einschenken.


Montag, 6. Februar 2012

Abiturquote 2011 in Hamburg über 50 Prozent-ein schulpolitischer Erfolg?


In 2011 machten 50,6 Prozent der Hamburger Schüler Abitur, nur 7,0 Prozent verließen die Schulen ohne Abschluss.

Schulsenator Ties Rabe feiert dies als großen bildungspolitischen Erfolg.

Selbst die Bürgerinitiative „Wir wollen lernen“ schließt sich dem an, wenn auch mit dem Hinweis, dies sei noch dem alten dreigliedrigen Schulsystem geschuldet. Demnächst würden jedoch die Schwächen des nunmehr eingeführten zweigliedrigen Systems offenbar werden.

Dem Hamburger Abendblatt waren diese Meldungen aus der Hamburger Schulbehörde am 18.1.2012 einen Aufmacher auf der ersten Seite wert. Auch die übrigen Hamburger Zeitungen übernahmen die positiven Verlautbarungen aus der Schulbehörde.

Hamburg liegt mit der Abiturquote in der Spitzengruppe der Bundesländer, mit der Abbrecherquote liegt es ganz hinten.

Allerdings gibt es wenig Gründe anzunehmen, die gemeldeten statistischen Werte seien ein Gradmesser für die Qualität des Hamburger Bildungswesens. Die Leistungsfähigkeit der Schüler muss sich keinesfalls verbessert haben.

Abiturquote und Abbrecherquote sind strategisch beeinflussbare Größen. Wenn es gelingt, die Schulleiter für statistische Verbesserungen zu gewinnen, die gleichzeitig dem Image ihrer Schule dienen, und dies ist in beiden Fällen der Fall, dann finden sich die Stellschrauben, um den gewünschten Erfolg zu erzielen.

Schulleiter waren und sind in Hamburg immer schon und auch heute überwiegend flexible und kommunikativ kompetente Persönlichkeiten, denen es u.a. über Jahrzehnte gelungen ist, Fälle von Schülergewalt und Drogenkonsum erfolgreich unter den Teppich zu kehren, aber auch ihre Schulen geschickt nach außen „zu verkaufen“.

Hinreichenden Einblick könnten möglicherweise mikropolitische Studien über Schulen bringen. Haben wir die vom Fachbereich Erziehungswissenschaft der Hamburger Universität zu erwarten?

Ein Beispiel für eine "Stellschraube": Die Facharbeit im Abitur kann eine interessante, wissenschaftliche Kompetenz fördernde Innovation sein. Gleichzeitig können Lehrer mit viel „Anregung“ und wohlwollender Zensierung mit ihrer Hilfe die Abiturnote günstig beeinflussen.

Mittwoch, 1. Februar 2012

Die EU in der Didaktik der Politik


Die komplizierten EU-Institutionen, die komplexe EU-Politik auf den verschiedenen Politikfeldern und die Finanzierung der EU sind nur schwer so zu vermitteln, dass Akzeptanz für Europa erhalten bleibt oder geschaffen wird.

Didaktikern, soweit es sie überhaupt noch gibt und sie sich mit diesem Thema beschäftigen, kommt schon angesichts der erheblichen Schwierigkeiten bisweilen der Gedanke, man sollte vielleicht die Vermittlungsversuche ganz einstellen, ehe man politisch kontraproduktiv tätig wird.

Die Bundeszentrale für Politische Bildung hat in ihrer Reihe „Informationen zur politischen Bildung“ stets Themenhefte über die EU herausgegeben, die meistens für Schüler der Oberstufe sprachlich recht schwierig waren, da sie auch für Multiplikatoren gedacht waren.

Mit einem Problem taten sich diese Hefte besonders schwer: Das war die Finanzierung des EU-Haushalts. Es hat so weit überschaubar nie ein Heft gegeben, in dem die jährlichen Nettobeiträge der EU-Länder für den EU-Haushalt zusammengestellt waren.

Dies war sicherlich kein Zufall, denn man befürchtete zu Recht, dass die Schülerinnen den deutschen Anteil als unangemessen hoch bewerten würden. Also ließ man die Zahlen weg.

Übrigens geht es den übrigen Bürgern auch nicht viel besser: Im Moment gibt es erkennbar die Sprachregelung, bloß jetzt nicht auch noch in den Medien öffentlich über die zukünftige Finanzierung des Haushalts und den deutschen Anteil reden.

Sonntag, 27. November 2011

„SPD-Antrag: Hamburgs Schüler sollen Lehrer bewerten“ v. 21.11.2011 Aufmacher, Seite 1 Hamburger Abendblatt


Einen Aufmacher auf der ersten Seite war dem Hamburger Abendblatt das Thema Unterrichtsqualität wert, obwohl die geforderte Feedback-Kultur seit Jahren erklärtes Ziel von Pädagogik und Schulpolitik in Hamburg ist. Erst durch die Überschrift wird das Thema zu einem echten Aufmacher.

Diesmal war Lars Holster,stellvertretender Schulleiter einer Stadtteilschule und schon als Parlamentsneuling schulpolitischer Sprecher, der Glückliche, den der Anruf von Peter Ulrich Meyer ereilte. Meyer brauchte für sein politisches Anliegen einen persönlich-parlamentarischen Aufhänger, denn schließlich kann er nicht immer nur in Kommentaren seine eigene Meinung und die seines Verlagshauses direkt in seiner Zeitung transportieren.

Aber auch so ist dies ein schönes Beispiel für Medien-gestützte Bildungspolitik.

Was aber war Meyers wirkliche Botschaft?

Bei einem guten Journalisten findet man seine Kernaussage bisweilen wie hier im ersten Satz: „Der Streit um die richtige Schulstruktur war gestern.“

Meyers und seines Medienkonzerns Wunsch war hier der Vater des Gedankens.

Das Zwei-Säulen-Modell mit Gymnasien und Stadtteilschulen, auch Ergebnis so mancher Experten-Kommission hat so gravierende Mängel, das es zu gesellschaftlichem Sprengstoff werden kann.

Niemals werden beide Schultypen gleichwertige Vermittlungsleistungen erbringen, weil ihre Schüler- und Lehrerschaft zu unterschiedlich ist. Selbst wenn die Stadtteilschulen ganz früh „gymnasiale Züge“ schaffen, wie es sie auch an einigen Gesamtschulen gegeben hat, wird dies nicht der Fall sein.

Die Abiturnoten werden nicht entfernt vergleichbar sein, denn die Stadtteilschulen werden, um Abiturzüge zu bekommen, einfach sehr gut und unabhängig von gymnasialen Standards bewerten. Selbst wenn man einheitliche Abituranforderungen schaffen wollte und könnte, würden zweidrittel der Noten von Kurslehrern frei vergeben, meist nach dem Motto „Orientieren wir uns mal am Kursdurchschnitt.“

Identische Abiturnoten werden also niemals einem gleichartigen Leistungsniveau entsprechen.

Das hat übrigens auch Vorteile für die Schüler der Stadtteilschulen im Wettbewerb um Jobs und Studienplätze, denn die Schüler der Gymnasien müssen bei entsprechend größerer Konkurrenz für die gleiche Durchschnittsnote viel mehr leisten. Also könnte man theoretisch sein begabtes Kind gezielt auf eine Stadtteilschule, oder aber auch ein Laissez-faire-Gymnasium schicken, damit es dort eine wirklich gute Durchschnittsnote bekommt. Der Medizin-Studienplatz ist dann gesichert.

Eins von mehreren Problemen: wenn Jugendliche nicht gefordert werden, werden sie im wirklichen Leistungsvermögen schwächer sein.

Sobald wir genügend Funktionsträger in Behörde und Schule finden, die Schulen als ernstzunehmende Institutionen kompetent organisieren können, werden wir die Diskussion wieder aufnehmen müssen, denn das Problem der Durchlässigkeit stellt sich in Schule und Gesellschaft nach wie vor in aller Schärfe.

Wenn sie schlau sind, werden auch die vielen Eltern mit Migrationshintergrund dieses Thema zur Not gegen das Hamburger Abendblatt neu auf die Tagesordnung setzen.

Der obige Artikel ist übrigens auch ein gutes Beispiel für die Nähe von Politik und Journalismus

Donnerstag, 17. November 2011

AfB-Mitgliederversammlung am 24.5.2011, 19.00 Uhr , Kurt-Schumacher-Haus: Referent: Schulsenator Ties Rabe


Nach längerer Zeit wieder einmal eine Mitgliederversammlung der Arbeitsgemeinschaft für Bildungsfragen Hamburg, die nach dem Ausscheiden von Rosemarie Raab als Vorsitzender, ehemalige Schulsenatorin der SPD, nicht mehr besonders hervorgetreten war.

Eine denkwürdige Sitzung:

Ein Gymnasiallehrer war SPD-Schulsenator geworden. Bis vor 10 Jahren ein völlig undenkbarer Vorgang. Zweifelfrei hat dieser Senator einen klareren Blick für die Probleme und Nebenfolgen von Reformen als einige seiner Vorgänger.

Nun gut, Rabe war vorher Journalist und Landesgeschäftsführer der SPD, also nicht ein typischer Mann aus dem Bildungssektor. Aber: Die Zeiten hatten sich gewandelt. Der Schulfrieden war ausgerufen worden, die Bemühungen um die sechsjährige Primarschule des Schwarz-grünen Senats wie auch von SPD und Linker waren grandios in einem Volksentscheid gescheitert. Angeblich soll nunmehr auch Unterricht und Leistung des Schulsystems mehr im Vordergrund stehen.

Apropo: Wer in der AfB, durchaus auch noch der der achtziger und neunziger Jahre des zwanzigsten Jahrhunderts Leistung und empirische Wende befürwortete, musste schon mit emotionaler und politischer Ausgrenzung rechnen und bekam gegen die Schicki-Micki-Pädagogen kaum ein Bein auf die Erde. Er drohte nämlich die Kreise derer zu stören, die die z.T. abenteuerlichen Fehlleistungen ihrer Schulen und Schularten kasschierten und mit einem ideologischen Überbau schmückten und vernebelten. Und dies durchaus für sich selbst Karrierefördernd.

Es zeigte sich allerdings für den erfahrenen Betrachter, dass die AFB und auch die SPD sich bis heute noch mit der Diskussion eines Themas wie Inklusion schwer tut, da, wenn auch abgeschwächt, immer noch wohlmeinende Bekenntnisstärke und Gesinnungstüchtigkeit sowie ein gestörtes Verhältnis zur Realität vorherrschen dürften, die eine schonungslose Analyse der Folgen bestimmter Reformen nur sehr eingeschränkt erlauben.

Immerhin hat der neue Senator nun eine Arbeitsgruppe oder Abteilung für die Reformaufgabe Inklusion in der Behörde geschaffen. Warum ist dies nicht früher geschehen?

Die AfB hat immerhin, und das ist doch ein eher gutes Zeichen, die nächste Sitzung dem Thema Inklusion gewidmet.

Die Abteilung Berufsschulen hat nunmehr einen wortgewaltigen Abteilungsleiter gefunden, der einen längeren Vortrag mit allen wichtigen Versatzstücken der vorherrschenden Pädagogik emotional ansprechend schmücken kann.

Trotzdem sage ich dazu als Spielverderber: Müssten nicht auch die Berufsschulen einer Evaluation nach PISA-Maßstäben unterzogen werden, damit wir einmal wirklich sehen, wo unser hochgelobtes duales System eigentlich steht?

Denkwürdig war die Sitzung der AfB auch aus einem weiteren Grunde:

Ziemlich genau vor zehn Jahren war die Amtszeit des ersten Gymnasiallehrers zu Ende gegangen, der den Vorsitz der AfB übernehmen konnte.

Es hatte sich bereits lange vorher eine Gruppe von Gewerkschaftsvorsitzenden im obersten Stockwert des Kurt-Schumacher-Hauses getroffen, motiviert und mit Argumenten versehen durch ihre Ehefrauen, die Lehrerinnen waren. Sie gründeten die Initiative „Eine Schule für alle“, die schon vor der Initiative für die sechsjährige Primarschule scheitern sollte.

Nun war der damalige AfB-Vorstand, vertreten durch den Vorsitzenden Günter Pumm im Arbeitskreis Schule der Fraktion, von der Amtsführung der damaligen SPD-Schulsenatorin enttäuscht, die in diesem Arbeitskreis und auch sonst Zeichen von Überforderung zeigte. Da der damalige AfB-Vorstand früher als andere erkannte, dass die Wahl 2001 für die SPD verloren gehen würde, und sich in der Opposition eine Position wie die der Volksinitiative in der SPD durchsetzen würde, ging der Übergang zum nächsten Vorstand mit Gerhard Lein an der Spitze reibungslos von statten.

Einer der wenigen Verfechter des neuen Vorstands, der anwesend war: Peter Pape.

Vom Vorstand 1999-2001 nur der Vorsitzende.

Vom Vorstand ab 2001 keiner, auch kein weiterer ehemaliger AfB-Vorsitzender.

Man sieht, selbst die Hamburger Bildungs-und Schulgeschichte, schlägt überraschende Volten.

Heute in Zeiten des Schulfriedens bekräftige ich zum Schluss meine Position: Eine Schule für alle ist erstrebenswert. Allerdings eine so gewaltige Reform, dass sie angesichts der wohl immer noch im Schulbereich vorherrschenden Normen und Verhaltensmuster mit dem vorhandenen Personal in Schulen und Administration noch nicht machbar sein dürfte. Am schwersten dürfte die Umsetzung in den großen Städten sein. Es ist jedoch durchaus denkbar, dass eine Generation von Pädagogen und Funktionsträgern kommt,vielleicht schon z.T. da ist, die ambitionierte pädagogische Ziele professionell mit der gesellschaftlichen und schulischen Realität vermitteln kann, dafür die angemessenen Rahmenbedingungen schafft und schulunverträgliche gesellschaftliche Verhaltensmuster nachhaltig zu verändern sucht.

Freitag, 14. Januar 2011

Hamburger Abendblatt 13.1.2010: Kommentar Peter Ulrich Meyer „Reifeprüfung bestanden“-Abiturquote

Verdienstvoll ist: Peter Ulrich Meyer und das Abendblatt kümmern sich noch um Schulpolitik.

Die Nachricht: Jeder zweite Schulabgänger in Hamburg macht Abitur.

Weniger verdienstvoll: Meyer möchte etwas unkompliziert die Abiturquote in Hamburg als Beleg für die Leistungsfähigkeit des Schulsystems und das Engagement der daran Beteiligten in Anspruch nehmen.

Peter Ulrich Meyer, mitverantwortlich für die unkritische mediale Begleitung der Hamburger Fehlentwicklungen in der Schulpolitik, u.a. durch die Inanspruchnahme der „falschen“ Experten, sieht sich wohl auch ein Stück weit moralisch-politisch unter Rechtfertigungsdruck.

Er hätte in seinem Kommentar die Frage aufnehmen müssen, mit welchen Mitteln eines der PISA-Schlusslichter zu dieser Abiturquote kommen kann.

Sonntag, 12. Dezember 2010

Abschied von Peter Daschner: ein gescheiterter Hamburger Schulbeamter?


Peter Daschner wurde am 10.12.2010 vor vielen Gästen als Leiter des Landesinstituts für Lehrerbildung und Schulentwicklung(LI) in den Ruhestand entlassen. In der Bucerius Law School waren viele Gäste versammelt, die wie er für die Fehlentwicklungen im Hamburger Schulwesen, in der Pädagogik u.a. verantwortlich sind:

den durch PISA offen gelegten skandalösen Platz auf den hinteren Rängen der Bundesländer

die Chancenungleichheit in Hamburger Schulen

die hohe Zahl der Schüler ohne Abschluss in Gesamtschule und Hauptschule

das Scheitern bei der Umsetzung von Reformpädagogik wegen mangelnder Berücksichtigung der Schulpraxis und ideologischer Enge

die verspätete empirische Wende in Hamburg

die partiell opportunistische Reformpolitik

die Reibungsverluste zweier paralleler Schulssysteme, Gesamtschule und dreigliedriges System,

Personalpolitik zu Gunsten von Freunden aus GEW-Vorstandszeiten

den ideologisch bedingt untauglichen Umgang mit fehlorientierten Schülern mit Migrationshintergrund in Problemstadtteilen

die langjährige Vertuschung der Lage an Hauptschulen und vielen Gesamtschulen

Das Hamburger Abendblatt stellt in einem Artikel in der Ausgabe vom 11./12.12.2010 mit den Worten der Ex-Schulsenatorin Götsch,GAL, als einzige Leistung Daschners heraus, er habe den Anteil der Referendarinnen mit Migrationshintergrund von sieben auf zwanzig Prozent gesteigert.

Dies ist fast schöner als meine Aufrechnung.

Es gab natürlich auch einige eher positive Ansätze, einige ambitionierte, z.T. falsch angelegte große Lehrplanreformen, die Entwicklung von Schulprofilen in den Schulen, die „Pädagogisierung“ der Schulen, allerdings unter weitgehender Vernachlässigung der Fachdidaktik an den Gymnasien, die Entwicklung einer ambitionierten Oberstufenreform etc.

Bei der obigen Bilanz muss man wissen, dass Daschner lange Jahre Landesschulrat(B5) und davor Leiter des Amtes für Schule war. Der Admiral a.D. Lange, FDP, hatte ihn in unschöner Form als Schulsenator auf das gemütliche Abstellgleis LI-Hamburg versetzt. Vorher musste ebenfalls unter CDU-Regierung der von vielen für überfordert gehaltene Leiter des LI-Hamburg Uwe Leischner, ein Freund Daschners aus GEW-Vorstandszeiten, wegen angeblicher haushaltstechnischer Unregelmäßigkeiten seinen Platz räumen.

Daschners Rolle und Anspruch wird deutlich, wenn man sich erinnert, dass er sogar Schulsenatorin Rosemarie Raab personalpolitisch in einem Fall vor vollendete Tatsachen stellte. Das kostete ihn allerdings Einfluss. Um wen ging es da wohl? Um Hans-Peter de Lorent, der damals als „linksextremer“ Freund von Daschner galt, und kürzlich mit B2 als ehemaliger Chefplaner für die sechsjährige Primarschule aus der Schulbehörde ans LI versetzt wurde.

Daschner scheiterte an seinem eigenen Leistungsvermögen, ideologischer Begrenztheit, aber auch an der Praxis der Behörde und der Schulen. Die im Schulbereich verbreitete dritte Garnitur des Bürgertums zeigt eben neben viel Engagement besonders in der Mikropolitik ihre Stärken.

Am Beispiel einer kleinen, überschaubaren Lehrplanreform habe ich diese Umsetzungsdefizite auf meinem Webblog „Bildungspolitik“exemplarisch ausgeführt.

Mit bürgerlichem Karrierismus und Opportunismus ist eben keine Schule zu machen oder nur wie unter Peter Daschner, wenn man eine trotz aller Bemühungen vor Ort bescheidene Praxis mit einer Reformaura umgibt und in Hochglanzpublikationen feiert, um im Lande und solange es nicht durchschaut wird vor den übrigen Bundesländern zu glänzen. Zum Schaden der Stadt stand der linke bürgerliche Karrierismus, aber partiell auch seine hanseatische liberal-konservative Spielart, im Schulbereich ideologisch und praktisch mit dem Leistungsprinzip auf Kriegsfuss.

Daschners Ausscheiden kam schon etwas spät. So musste er noch die Demontage der Odenwaldschule, Gerold Beckers und Hartmut von Hentigs im Dienst erleben. Letzteren hatte er so gern in seinen Reden zitiert und nun zeigte es sich, dass dieser Großmeister der Pädagogik gegenüber seinem Lebenspartner Becker eine „Kultur des Wegschauens“ kultivierte. Welch eine Blamage für die sich wechselseitig beweihräuchernden Heroen der „Schule nach Auschwitz“.

Freitag, 25. Juni 2010

PISA-Studie 2010: Erfolg für Hamburg?


Es ist verständlich, dass angesichts der jahrelang schlechten PISA-Ergebnisse die Hamburger Presse auch Teilerfolge feiert. Aber muss das gleich mit einem grob verzeichnenden Aufmacher auf der ersten Seite wie dem des Hamburger Abendblatts vom 23.Juni 2010 sein: “Überraschender PISA-Erfolg für Hamburg.“
Selbst der Untertitel gibt das jüngste Ergebnis nicht korrekt wieder, sondern beschönigt sogar die Englischergebnisse und die Deutschergebnisse: “Schüler im Fach Englisch auf Platz 3 in Deutschland- in Deutsch nur leicht verbessert“.
Wir halten fest: In Deutsch, dem entscheidenden Fach, ist das Ergebnis nach wie vor in allen Kategorien skandalös schlecht, etwa Platz 14 von 16 Ländern.
In Englisch liegt Hamburg nach eigener Berichterstattung des Abendblatts beim Leseverständnis auf einem siebten Platz, allerdings- und das ist der gefeierte Erfolg- in der Kategorie Zuhören und inhaltliches Erfassen englischer Texte auf einem dritten Platz nach Bayern und Baden Württemberg. Dies Ergebnis müsste man noch weiter analysieren.
Soll etwa doch der Hamburger Senat auf Biegen und Brechen einen Erfolg feiern dürfen?
Vielleicht mit Blick auf den laufenden Volksentscheid?
Übrigens: Macht eigentlich der Chef des Ressorts Landespolitik seine Überschriften selbst? Dann wären die vorgenommenen Bewertungen ein Armutszeugnis für Peter Ulrich Meyer.
Tags darauf am 24.Juni 2010 rudert Meyer in einem Leitartikel: “Hamburg wird aufholen“ in der Überschrift noch nicht erkennbar deutlich zurück und muss im Untertitel bereits einräumen: „ Aber Schüler-Leistungsvergleiche liefern nur spärliche Hinweise“.
Es ist verständlich, dass nach jahrelangen Fehlentwicklungen in Hamburg, immer auch begleitet, aber wenig erkannt und kaum bekämpft, von der Presse des Medienplatzes Hamburg, die Verantwortung die Journalisten, auch Peter Ulrich Meyer, schwer drückt. Diese Verantwortung teilt er mit den Bildungsexperten aus Schulbehörde, Fachbereich Erziehungswissenschaft und Interessenverbänden, die interessenbedingt oder aus mangelnder Einsicht, den Medien Sand in die Augen gestreut haben.
Zum Schluss seines Leitartikels nimmt Peter Ulrich Meyer Zuflucht zum Prinzip Hoffnung:
Die kürzlich von der Bürgerschaft beschlossenen, für Hamburg inzwischen fast zu teuren Frequenzsenkungen und sonstigen Maßnahmen in den Grundschulen/Primarschulen würden mittelfristig die Wende zum Besseren bringen. Hat die Fachwissenschaft Pädagogik eigentlich inzwischen wenigstens „bewiesen“, dass Frequenzsenkungen zur Leistungssteigerung führen?
Egal, die Frequenzsenkungen kommen jedenfalls auch, wenn die Primarschule beim Volksentscheid durchfällt.
Eins aber ist in Hamburg stets verlässlich gewesen: die Ergebnisse schulpolitischer Reformen waren nie kalkulierbar, die Karrieren in der Schulbehörde davon völlig unabhängig und die meist unterschätzten Nebenwirkungen häufig eine gefährliche Bürde.

Montag, 12. April 2010

Hamburger Politologen: Wagner-Experte Prof. Dr. Udo Bermbach



Am 23.März 2010 erschien im Hamburger Abendblatt auf der Kultur&Medien-Seite ein ganzseitiger Artikel zum Gedenken an Wolfgang Wagner. Unter den 14 „Wagner-Kennern“ war auch der emeritierte Politikwissenschaftler Prof. Dr. Bermbach, der ein Erinnerungs-Statement abgeben durfte.

Nun ist es durchaus positiv, wenn Politikwissenschaftler in ihrer späteren Laufbahn auf einem völlig anderen Gebiet erfolgreich arbeiten.

Schon in den letzten Jahren seiner Professorentätigkeit hatte Bermbach praktisch nur noch zu Wagner, seinem Werk und Wagneraufführungen veröffentlicht. Immerhin hat er die für Publikationen vorgesehenen 40 Prozent seiner Professoren-Arbeitszeit noch durchaus sinnvoll genutzt, während viele KollegInnen Universitäts-weit völlig unbehelligt von Universitätsleitung, Wissenschaftsbehörde oder Rechnungshof sich hoffentlich um so intensiver der Lehre widmen, wenn sie schon nicht mehr veröffentlichen.

Verwundern sollte dieser Wechsel des Arbeitsgebiets eines Politologen denn doch ein wenig, denn Udo Bermbach, zuständig für Politische Theorie und Ideengeschichte, hatte am Beginn seiner Wissenschaftler-Karriere, wenn ich es recht erinnere, durchaus dem Zeitgeist folgend der Kritischen Theorie nahe gestanden, gesellschaftskritische Positionen und Konzepte gesamtgesellschaftlicher Demokratisierung vertreten. Es wäre doch interessant gewesen, welche Wandlungen der fortschrittliche Politologe Bermbach gemacht hätte und was der „gereifte Bürgerliche“ Bermbach zu den politischen Entwicklungen in Deutschland und auf seinem Fachgebiet zu sagen gehabt hätte.

Vor einigen Jahren konnte man Prof.Bermbach noch in der Hamburger Staatsoper treffen und erleben wie er sich als häufiger Opern-Besucher in der Pause auf bessere , nicht besetzte Plätze vorarbeitete. Heute wird er wohl bei Wagner-Aufführungen angesichts seiner Wagner-Publikationsliste einen Kritiker-Ehrenplatz erhalten oder gibt es so etwas etwa nicht mehr bzw. noch nicht wieder ?

Auf ganz andere Weise kam Hans Herrmann Hartwich, ein Hamburger Kollege von Bermbach, groß heraus, dessen eindrucksvollstes Werk immer seine Habilitationsschrift geblieben ist. Er wurde geradezu zu einer literarischen Figur: Gerüchten zufolge soll er als Vorlage für den ehrgeizigen, moralisch zweifelhaften und tragikomischen Prof. Hanno Hackmann gedient haben, der die Hauptfigur im Roman von Dietrich Schwanitz „Der Campus“ ist , der auch verfilmt worden ist.